Wen haben wir denn da? Melone, Rohrstock, Entengang und ein kleiner Schnauzer im Gesicht? Du kennst ihn bestimmt: Es ist Charlie!

Die Figur, die der Schauspieler Charles Chaplin 1914 erfand, brachte Millionen Menschen zum Lachen. Aber nicht nur... Zwischen zwei Gags bringt uns Charlie immer wieder zum Weinen.

In den ersten zwei Jahren seiner Karriere hat Chaplin mehr als vierzig Kurzfilme zum Lachen gedreht. Als er reich und berühmt wurde, konnte er längere Filme drehen, und darin auch traurigere Töne anschlagen.

THE KID kam 1921 in die Kinos und ist einer der traurigsten Filme von Chaplin. Zwei Dinge erklären diese rekordverdächtige Traurigkeit.

Zunächst einmal konnte Chaplin seine eigene schwere Kindheit nie vergessen. Als Siebenjähriger kam er ins Waisenhaus, weil seine Mutter wahnsinnig geworden war und sich nicht mehr um ihn und seinen Bruder kümmern konnte.

Später, als er bereits Filme machte, musste Chaplin den Verlust seines ersten Kindes verkraften. Um dieses Unglück zu verarbeiten, stürzte er sich sofort in die Dreharbeiten zu einem neuen Film. Entstanden ist THE KID. Neben Charlie ist ein kleiner Junge darin die Hauptfigur.

Charles Chaplin erzählt in THE KID nicht seine eigene Geschichte. Aber er hat sich sehr davon inspirieren lassen, als er den Film drehte.

Eine junge Frau wird von ihrem Freund verlassen und weiss nicht, wie sie ihr Baby durchbringen soll. Verzweifelt legt sie es in ein Auto, das vor einer Villa steht. Sie hofft, dass sich die reichen Besitzer des Autos um das Kind kümmern werden.

Doch das Schicksal will es anders: Zwei Diebe stehlen das Auto. Als sie das Kind im Wagen entdecken, legen sie es einfach in einen Hinterhof. Wenn sich niemand um das hilflose Bündel kümmert, wird es verhungern, soviel ist sicher!

Der Vagabund Charlie spaziert zufällig bei den Mülltonnen vorbei und entdeckt das Neugeborene. Ratlos versucht er es zuerst jemand anderem mitzugeben – aber niemand will es!

Charlie lässt sich von dem süssen Fratz, der genauso verlassen ist wie er, schnell erweichen. Er adoptiert das Kind und zieht es mit viel Liebe auf.

Fünf Jahre vergehen. Das Baby ist zu einem gewitzten Jungen herangewachsen, der seinem Adoptivpapa hilft, ein bisschen Geld zu verdienen. Du wirst sehen, dass seine Hilfe ziemlichen Lärm verursacht – obwohl der Film ein Stummfilm ist...

Charlie und das Kind leben arm, aber glücklich zusammen. Zumindest bis der Direktor des Waisenhauses seinen Auftritt hat. Mehr wird jetzt aber nicht verraten!

Für die Rolle des fünfjährigen «Kid» wählte Chaplin einen Jungen namens Jackie Coogan aus. Er entdeckte ihn in einem Varieté, wo Jackie zusammen mit seinem Vater in einer komischen Tanznummer auftrat.

Der kleine Junge im Varieté erinnerte Charles Chaplin an seine eigene Vergangenheit: Chaplin stand ebenfalls mit fünf Jahren das erste Mal auf der Bühne. Er musste damals anstelle seiner Mutter singen, weil ihre Stimme versagt hatte.

Du wirst sehen, Jackie spielt die Rolle grossartig! Der Kleine konnte alles, was ihm Chaplin zeigte, perfekt nachmachen. Deshalb ist THE KID der einzige Film, in dem Chaplin die Hauptrolle mit jemand anderem teilt.

Leider gaben Jackies Eltern das Geld, das er mit dem Film verdiente, sofort wieder aus. Jackie erhielt nie etwas davon. Wegen dieses Skandals wurde ein Gesetz erlassen, das Kinderschauspieler schützt.

Das Gesetz existiert noch heute. Es verpflichtet Eltern, die Hälfte des Geldes, das ihre Kinder verdienen, auf ein Bankkonto einzuzahlen. Wenn das Kind erwachsen ist, hat es Zugriff auf das eigene Geld.