DER INDIANER IM KÜCHENSCHRANK wurde 1995 gedreht. Er gehört zu einem Filmgenre, das die Spezialisten «Fantastischer Film» nennen. Unter uns gesagt: Diese Sorte Film erkennt man leicht.

Eine seltsame Geschichte, unerklärliche Ereignisse und schon sind wir mitten im Fantastischen! Normalerweise ist dieses Genre eher für Erwachsene gedacht, denn das Unerklärliche kann manchmal ganz schön Angst machen.

Ohne Zweifel: Mit seiner eigenartigen Geschichte ist DER INDIANER IM KÜCHENSCHRANK ein «Fantastischer Film». Aber keine Angst: Er löst keine Gänsehaut aus. Die Geschichte von Omri und Little Bear bringt uns eher zum Träumen – und auch zum Nachdenken.

Alles beginnt an Omris neuntem Geburtstag. Unser Held ist überglücklich: Von seinem Bruder hat er einen hübschen kleinen Schrank erhalten. Darin verstaut er den kleinen Plastikindianer, den ihm sein bester Freund Patrick geschenkt hat.

Hm, bis hierher hat die Geschichte nichts Fantastisches. Aber wie geht es weiter? Omri öffnet den Schrank, und stellt fest, dass sein Spielzeugindianer ein Mensch aus Fleisch und Blut geworden ist. Genau wie wir – aber gerade mal ein paar Zentimeter gross.

Das ist wirklich ein unerklärliches Ereignis. Und schon sind wir mitten in einem «Fantastischen Film» gelandet. In Wirklichkeit ist so eine Verwandlung nicht möglich, egal welche Fortschritte die Wissenschaft macht.

DER INDIANER IM KÜCHENSCHRANK ist aber nicht nur fantastisch, sondern er bringt auch unser Gehirn auf Touren, wie das übrigens alle guten Filme tun. Denn Omri hat plötzlich eine grosse Verantwortung...

Durch ihn ist sein Spielzeug zum Leben erwacht. Deshalb beschliesst er, auf den kleinen Indianer aufzupassen. Omri fühlt sich noch mehr verantwortlich, als er erkennt, dass ihn Little Bear für den Grossen Geist hält!

Im Gespräch stellt Omri fest, dass sein Schützling ein tapferer Krieger aus dem Stamm der Irokesen ist. Die Irokesen gehörten einst zu den mächtigsten Indianernationen Nordamerikas. Leider bekämpften die Weissen die Indianer auf schreckliche Weise und haben sie fast ausgerottet.

Omri kennt jetzt die Einzelheiten der traurigen Geschichte von Little Bears Volk. Als sein Freund Patrick die magischen Eigenschaften des Schranks mit einer Cowboy-Figur testet, weiss er sofort, dass das eine grosse Dummheit war...

Im Moment als der Cowboy Boone den Indianer Little Bear sieht, will er ihn sofort mit seinem Revolver erschiessen! Natürlich fühlen sich Omri und Patrick verantwortlich für diese Katastrophe.

Um die Situation zu retten, beschliessen die beiden Jungs, die zwei Feinde miteinander zu versöhnen. Aber ihre Aufgabe ist schwierig, weil Boone eine Menge schlimmer Vorurteile gegenüber Indianern hat. Und es ist sehr schwierig, ihn vom Gegenteil zu überzeugen.

Das Kino ist eigentlich eine regelrechte Fabrik für Vorurteile. So wurden beispielsweise in Hollywood während langer Zeit Western gedreht, in denen die Indianer als dumme und brutale Wilde auftraten.

Mit der Zeit glaubten die Zuschauer und Zuschauerinnen diesen Filmen. Glücklicherweise kamen Filmemacher, die andere Western drehten, in denen die Indianer Nordamerikas nicht mehr so falsch dargestellt wurden.

Wenn man einen Film schaut, sollte man eine wichtige Sache nie vergessen: Das, was sich auf der grossen Leinwand abspielt, ist immer die Sicht der Filmschaffenden und ihrer Zeit und nicht zwingend die Wirklichkeit!

Obwohl Little Bear winzig klein ist, lehrt uns DER INDIANER IM KÜCHENSCHRANK, ihn anders zu sehen. Zusammen mit Omri entdecken wir, dass er weder brutal noch dumm, sondern weise und intelligent ist.

Diese veränderte Sichtweise wurde durch einen Spezialeffekt erreicht, der «Einblendung» genannt wird. Diese Technik ermöglicht es, zwei Figuren von sehr unterschiedlicher Grösse im selben Bild erscheinen zu lassen.

Zunächst spielte Little Bear seine Szene vor einem komplett blauen Hintergrund. Anschliessend wurden mithilfe des Computers Bilder von Omri, der von ganz nah gefilmt wurde, in den blauen Hintergrund eingeblendet. Und wie durch Zauberhand sieht der Junge im Vergleich zum kleinen Indianer riesig aus!