Der Zirkusdirektor ist wütend. Seine Clowns bringen niemanden mehr zum Lachen. Das Publikum pfeift und stampft mit den Füssen. Wenn das so weitergeht, muss der Zirkus schliessen.

Doch eines Tages geschieht ein Wunder: Ein schmächtiger Mann mit Schnäuzchen stürzt, verfolgt einem Polizisten, unerwartet in die Manege. Ganz ungewollt, aber auf eine sehr lustige Art, bringen die beiden Eindringlinge die Nummer des Zauberkünstlers total durcheinander.

Die Zuschauer krümmen sich vor Lachen und applaudieren wie verrückt. Alle denken, diese unglaubliche Verfolgungsjagd gehöre zum Programm. Tja… sie irren sich!

Der Schnauzbärtige ist Charlie. Er wird zu Unrecht des Diebstahls verdächtigt und ist ins Zirkuszelt gerannt, um der Polizei zu entwischen.

Der Zirkusdirektor ist von Charlies Erfolg so beeindruckt, dass er ihn versuchsweise einstellt. Doch schon am nächsten Tag passiert die Katastrophe: Charlie ist auf einmal überhaupt nicht mehr komisch… «Verschwinde!» schreit der Direktor wütend.

In letzter Minute wird Charlie doch noch als Requisiteur eingestellt. Er muss nun alle Sachen in die Manege schleppen, welche die Artisten für ihre Auftritte brauchen. Und da passiert es schon wieder…

Jedes Mal, wenn Charlie mit den Requisiten die Manege betritt, stellt er sich so ungeschickt an, dass das Publikum Tränen lacht. Der schlaue Direktor will ihn natürlich behalten.

So zeigt Charlie unbeabsichtigt bei jeder Vorstellung eine absolut fantastische Darbietung als Clown! Ohne es zu wissen, wird der schmächtige Mann zum Star der Manege. Alle wollen ihn sehen… und der Zirkus ist gerettet!

Genau wie die Zuschauer im Zirkuszelt müssen auch wir über Charlies Ungeschicklichkeit lachen. Gleichzeitig empfinden wir aber auch eine grosse Traurigkeit…

Es ist wahr, DER ZIRKUS ist einer der traurigsten aller Stummfilme von Charles Chaplin. Denn Charlie verliebt sich in die Tochter des Zirkusdirektors. Kein Wunder, ist sie doch wunderschön, wenn sie auf ihrem Schimmel balanciert.

Doch leider liebt die schöne Kunstreiterin einen anderen… Ihr Herz schlägt für den grossen, schönen, starken und mutigen Seiltänzer Rex, der auf dem Hochseil tanzt, ganz oben unter der Zirkuskuppel.

Das Leben der jungen Frau ist jedoch alles andere als lustig, denn ihr Vater schlägt sie. Deshalb hört Charlie nur auf sein Herz und opfert sich… Auch wenn er sehr eifersüchtig ist!

Charlie hat einen Plan, wie er die Tochter des Direktors retten kann: Er organisiert eine Heirat mit dem Seiltänzer Rex. So wird ihr Vater es nie mehr wagen, sie anzufassen. Er fürchtet sich viel zu sehr vor diesem grossen Kerl.

Am Ende des Films zieht Charlie nicht mit den Zirkusleuten weiter, sondern wird wieder der Vagabund, der er vorher war.

Ihn tröstet nur, dass er sich geopfert hat, um andere glücklich zu machen. Diese traurige Seite des Films, die uns zeigt dass das Leben manchmal ganz schön schwer sein kann, nennt man melancholisch.

Als DER ZIRKUS 1928 in die Kinos kam, musste er bereits mit den ersten Tonfilmen konkurrieren. Nur einige Jahre später gab es bereits keine Stummfilme mehr im Kino.

Chaplin ahnte bereits damals, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis keiner mehr Stummfilme sehen will. Vermutlich wurde DER ZIRKUS deshalb auch ein so melancholischer Film. Er fürchtete, seine Kunst, Zuschauer ohne Worte zum Lachen zu bringen, würde verloren gehen.

Aber zum Glück irrte sich Chaplin: Noch heute lachen die Menschen über seine Gags und sind von seinen Geschichten ergriffen.